Wasenziehen

Die bekannteste Tradition an der Höpper Kerm ist das Wasenziehen, viel wurde darüber schon berichtet u. a. vom Bayerischen Fernsehen.

Beim Wasentanz ziehen die unverheirateten Albertshöfer (also die Burschen) mit "ihren" Mädeln zu einer Wiese außerhalb des Ortes, um dort eine Polonaise und einen Walzer zu tanzen. Die Reihenfolge ist dabei seit über hundert Jahren die selbe, versehentliche Abweichungen werden von den fachkundigen Zuschauern natürlich genauestens beäugt.

"Ihren" deshalb in Anführungszeichen, weil die Pärchen sich oftmals nur zum Zwecke des Wasenziehens zusammenfinden. Überlieferungen zufolge, ist das aber keine Erfindung der neueren Zeit, sondern war bereits früher so üblich.

 Geschichte

Bis ins 19. Jahrhundert war es bei Kirchweihen in Franken üblich, dass im Ort von den unverheirateten Paaren der Plantanz getanzt wurde. Hierbei wurde um eine entastete Tanne getanzt, wobei jedes Paar ein vom Baum herführendes Band in der Hand hat.

In Albertshofen wurde der Plantanz an der Kreuzung Hindenburstraße - Mainstraße abgehalten, welche damals die Ortsmitte darstellte. Jedes Jahr aufs Neue musste der Plantanz von der Gemeinde und dem könglichen Gericht in Dettelbach genehmigt werden.

1882 wurde der Plantanz in Albertshofen vom damaligen Bürgermeister Johann Kaspar Uhl nicht mehr genehmigt, da man von der Regierung wegen eines großen Hochwassers eine hohe Entschädigung erhalten hatte und man deswegen nicht groß Kirchweih feiern sollte. Die Burschen ließen sich das nicht gefallen, verlegten den Tanz kurzerhand auf eine Wiese außerhalb, ließen den Bänderbaum weg und erweiterten den Walzertanz um eine Polonaise. So entstand außerhalb des Ortes auf einer Wiese der Wasentanz.

Bis ins Jahr 1982 lag der Tanzplatz an der Kitzinger Straße, wurde dann aber auf die Wiese neben der damals neu gebauten Gartenlandhalle verlegt. Dort blieb er bis heute. 2007 wurde versucht den Wasentanz wieder an die Kitzinger Straße auf die neue Festwiese zu verlegen. Der Versuch scheiterte jedoch aufgrund von Platzmangel und anderen organisatorischen Gründen.

Rosmarin, Bänder usw.

Besuchern unserer Kerm erscheinen zwei Dinge beim Wasenziehen immer zwei Dinge etwas rätselhaft. Was sind das für Bänder an der Jacke des Burschen, und wieso hat sie einen Rosmarin in der Hand?

Für beides gibt es unzählige Theorien. Zuerst zu den Bändern.

Früher wurde bei Tanzveranstaltungen kein Eintritt bezahlt, sondern jede Tanzrunde einzeln bei der Musik bezahlt. Als Beleg dafür erhielt man ein Band, welches man sich anheftete. Um so mehr man also angeheftet hatte, umso mehr Runden hatte man sich geleistet - durch ein Statussymbol. Sehr wahrscheinlich, dass unsere Bänder daher rühren.

Den einzelnen Farben werden unterschiedliche Bedeutungen zugesprochen. So stehe ein rosa Bändchen für ein mögliches weibliches Baby, ein hellblaues für einen Jungen, Grün soll eine baldige Hochzeit darstellen, vor allem wenn das grüne Band außen hängt.

Angesichts der eigentlich vermuteten Herkunft als Belegband, kann man jegliche Farbinterpretationen eigentlich als Unsinn abtun. Da sich das mit dem grünen Band jedoch durchgesetzt hat, und durchaus ernst genommen wird (manche haben eine Verlobung schon dadurch bekannt gegeben, dass sie mit komplett grünen Bändern auf der Brust angeführt haben), sollte man, wenn keine entsprechenden Pläne bestehen, das Band in die Mitte hängen.

Um den Rosmarin ranken sich auch einige Mythen. In der Literatur wird ja gerne als die Pflanze der Liebe bezeichnet, am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass der Rosmarin im November einfach noch schön anzusehen ist.

Eine schöne Tradition ist, dass die Wasenzieherin den Rosmarin (den sie ja von ihm geschenkt bekommt) einpflanzt. Wird daraus etwas, steht der Ehe eine gute Zukunft bevor. Gerüchteweise soll so manche Mutter schon Rosmarin gehegt und aufgepeppelt haben, da ihr der Wasenzieher ihrer Tochter als potentieller Schwiegersohn gefallen würde. Ob Väter wiederum schon eingepflanzte Rosmarin ihrer Töchter sabotiert haben, ist bislang zumindest nicht bekannt.

Regeln und Kurzinfos

Müssen beide aus Albertshofen sein? Nein, einer von beiden aber auf jeden Fall.

Muss ich wirklich Walzer können? Auf jeden Fall! Vorher unbedingt üben, auf das Wasen vor hunderten von Zuschauern kann das sonst etwas peinlich werden.

Wo treffen sich die Burschen? 13 Uhr, an der Fähre beim Gasthaus zum Anker.

Und wo die Wasenzieherinnen? Die stehen am Rand der Strecke des kleinen Festzuges am Dienstag. Dort holt sie dann der Bursche sozusagen ab.

Wer besorgt den Rosmarin? Der Bursche. Es ist sein Geschenk an sie, er bringt ihn frühs bei ihr vorbei. Manche Eltern laden ihn denn auch gleich zum Essen ein (meist Bratwurst mit Kraut).

Zukunft

Traditionen werden gerne als bedrohte Art dargesellt. Wasenziehen gehört glücklicherwiese definitv nicht dazu. In den letzten Jahren waren es fast immer über 40 Paare, sogar die magische 50 konnte schon geknackt werden. Es ist für viele junge Albertshöfer ein festes Ziel dies wieder zu tun. So werden dann auch am Montag Abend noch schnell Pärchen vekuppelt für das Wasenziehen am Dienstag.
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